Dieffenbach Family
 

 

Fränklin den 4te Aprill 1852

 

Lieber Bruder und Mutter!

 

Ich fühle mich gedrungen euch zu schreiben, da wir unsre Reise vollendet haben, und jetzt so weit zu unsrem Ziele gekommen sind. Wir sind am 25ten September von Antwerben abgefahren und brauchten 3 Wochen bis auf die offene See u. hatten auch Sturm, da bekamen wir die Seekrankheit alle, ausgenommen meine Frau und die  (XXXXX) Elisabeth nicht. Diese Krankheit ist aber nicht gefährlich. Auf  (XXXXX) montag sind wir an der spanischen Küste vorbeigefahren, u. nach 10 Tagen an der afrikanischen Insel Madeira, dann gings langsam vorwärts  (XXXXX)  55 Tage kamen wir in den Wendekreis bis zum 18ten Grad nördlicher Breite, da hatten wir noch nicht die Hälfte zurückgelegt, dann kam günstiger Wind u. wir fuhren an Domingo u. Cuba vorbei u. hatten auch wieder 3 Tage Sturm, dann kamen wir in den Golf und fuhren nah am Land auf eine Sandbank, und kamen mit Hilfe 2er Dampfschiff nach 6stündiger Anstrengung an die Mündung des Missisippi, wo wir dann von einem anderen Dampfer nach Neuorlins gebracht wurden und am 13 Dezember ankamen. Hier fanden wir viele Bekannte u. Landsleute. Dem Schmul seinen Brief habe ich auch abgegeben an seinen Vetter welcher mir aber wenig Audienz gab, aber der  (XXXXX)  von Haßloch hat mir hoch und theuer anbefohlen, der Schmul soll seinen Sander zu Hause behalten. Meß und seine Familie habe ich auch besucht, diese stehen in einem guten Wohlstand. Neuorlins ist eine große Stadt u. hat viel Deutsche, die Neger werden da zu Hunderten auf dem Markt verkauft. Wir sahen auch hier schon Indianer mit Ring durch die Nase diese aber sind frei. Am 15ten Dezember fuhren wir auf dem Dampfer Columbus nach St. Luis zu, u. kamen nach 5 Tagen bis ober Mempfis 800 Meil weit, dort sind wir 4 Tag eingefroren. Meine Frau u. Kinder kamen nicht aus dem Bett vor Kälte und das Brod ging aus. Da kam ein Farmer mit 10 Schwein u. 1 Ochs und wir kochten Cartoffel und Fleisch. Ich wills mit dieser Fahrt kurz machen, wir brauchten 21 Tag bis nach St. Luis. Wir hätten lieber eine halbe Seefahrt gemacht als diese, wir hätten in 7 Tag hinauf fahren können, wenn die Kälte nicht eingefallen wäre, wir mußten auch auf ein kleiner Schiff wegen niedrigen Wasser, und so kamen wir denn endlich am 5 Dezember in St. Luis an. Dann gingen ich u. Eisenmaier in die Stadt u. fanden Konrad Eisenmaier, welcher als Methodistenprediger dort steht. Dieser war uns behülflich, und half mir ein Haus zu miethen u. wir zogen desselben Tages noch ein bei grimmiger Kälte. Meine Frau u. Rosina wurden da krank. Der erste aus Deutschland der uns besuchte war Georg Serl er hat ein schönes Fuhrwerk u. wohnt bei Bellevill. Dann kam Abraham Keck seine Frau

 

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und Kinder gefahren u. Vallentin Gor und blieben 2 Tag bei uns. Der Peter ist ein gewachsener Knabe u. sie freuten sich alle uns zu sehen. Ich fuhr mit ihnen hinüber, sie wohnen 19 Meilen von St. Luis im Illinois und es geht ihnen recht gut. Ich besuchte auch den Storb u. Phillip Schneider u. sonst viel Bekannte, u. so viel ich bei ihnen einsah, geht es allen sehr gut, dann ging ich nach Maskuta u. besuchte die Eisenmaier, welche mich als Freund behandelten. Ich war 3 Tag bei ihnen und Peter Gutwein wohnt auch bei Maskuta u. hat eine Farm gekauft, der kleine  (XXXXX)  von Böhl wohnt auch dort u. noch andere Böhle welche ich besuchte. Dem Storb seine Kinder wohnen alle in St. Luis u. es geht allen recht gut. Wir wurden alle tage in St. Luis besucht von Bekannten. Es sind 40,000 Deutsche darin. Unsre Kinder gingen da in die englisch-deutsche Methodisten-Schule u. haben ein paar Thaler verstudirt. Lebensmittel u. Holz ist da so theuer wie in Deutschland. An Religionspartheien

fehlt es hier auch nicht. Es existirt auch da eine freie Gemeinde, sie nennen sich die freien Männer, u. ihre Zahl nimmt täglich zu. Der Jesuitismus und andre Seiten eifern stark dagegen. Wir erfahren auch durch die freie Blätter den ganzen Zustand Europas. Am 9ten März wurde Koßuth in St.Luis empfangen auf eine Art wie ein Fürst in Europa empfangen wird. Die Fahnen flatterten, das Militär rückte aus und alle Straßen waren so voll Menschen, daß ich es noch nie so gesehen habe. Ich hörte ihn eine Rede von einem  (XXXXX)  in englisch halten u. alles rief ihm ein Lebehoch zu. Um wieder auf unsre Umstände zurückzukommen machte ich eine Reise nach Iowa nach Kökuck 200 Meil von St. Luis. Da besuchte ich den Johannes Schowalter welcher sich freute über das Präsent von seiner Mutter und den Brief. Er hat kurz zuvor einen Brief fortgeschickt u. bedauerte daß sein Bruder Heinrich nicht kommt. Von da ging ich 20 Meil ins Land (der Fluß war weiter hinauf noch zugefroren, ich wäre gerne weiter nach Norden gereißt) und reiste 10 Tag umher u. verzehrte keinen Cent, da wo   (XXXXX)  alle die Ellerstadter und die Alsheimer nämlich  (XXXXX)  Weil u. Hahn. Beide letztere haben sich in Fränklin Häuser gekauft und haben mehr Arbeit als sie thun können. Abraham Fritz u. Jacob Deutsch sind auch da, und Jacob Schowalter ging 2 Tage mit mir in der Umgegend. Ich war auch bei Gram von Eggstein wo der Peter Schowalter gestorben ist, das erfuhr ich erst auf dem Stihmboat nach Kökuck von Abraham Eimann zufällig der nach Warsa reiste. Der Eimann u. Keibill u. die Rings wohnen auch da. Nun hatte ich die Gegend ziemlich eingesehen und pachtete mir eine Farm zwischen Saar und Koch von Ellerstadt, diese enthält 240 Acker zur Hälfte urbar mit einem zweistöckigen Haus mit 5 Zimmer und Keller und alle nöthigen Nebengebäude und Obstgarten mit 60 Äpfel- und 140 Pfirschigbäume, gutes Wasser ist in der ganzen Gegend und das Land ist gut angesehen, diese Farm ist zu kaufen für 6000 f. (= Gulden)  Ich reiste nun wieder zurück und holte meine Leute in St. Luis u. habe sie alle gesund angetroffen. Unsre nöthige Farmgeräthschaften z.B. Wagen, Pferdegeschirr und andres Geschirr kaufte ich in St. Luis und am 10 März fuhren wir in St. Luis wieder ab und kamen den andren Abend in

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Kökuck an. Da war uns das Glück wieder nicht günstig, es fiel Regenwetter ein und wir mußten 5 Tag lang bei Schowalter bleiben, welcher uns aber gut und billig behandelte, dann ging ich hinaus und holte mir 3 Wägen nämlich Saar u. Koch u. Eimann und fuhren mit unsren Sach hinaus, wo wir denn jetzt alle gesund und munter in unserem Familienkreis beisammen wohnen. Ich habe Pferde und Ochsen gekauft u. am 1te Aprill haben wir angefangen zu pflügen. Wir haben dieses Frühjahr 160 Assenheimer Morgen zu pflügen für Gerst Hafer  (XXXXX)  Cartoffel u. Welschkorn, das übrige ist mit Winterwaitzen besaamt. Was wir ausmachen in diesem Jahr wird die Zukunft lehren. Ich kann Amerika bisher noch nicht loben, aber auch in keinem Fall verachten außer daß wir eine langwierige kostspielige Reise gehabt haben wie ihr aus diesem Brief ersehen könnt. So gefährlich und beschwerlich ist aber die Reise doch nicht wie man sichs vorstellt. Die Gegend in der wir wohnen ist, wenn Dörfer und Städte da wären, gerade wie bei euch. Ich habe 8 Stund nach Kökuck u. 6 Stund nach Märtison und 5 Stund nach Montroß die drei Städte liegen am Missisippi, dann habe ich wieder eine Stund nach Fränklin und eben so weit nach Garlston, das sind 2 Landstädtchen wo alles zu haben ist. Neuigkeiten weiß ich bis jetzt nicht viel zu schreiben, wenn ich aber wieder schreibe so hoffe ich mehr schreiben zu können so Gott will. Ich will jetzt mein Schreiben schließen. Wir sind alle Gott sei Dank recht gesund, und wir wünschen daß euch alle dieser Brief gesund antreffen wird. Wir grüßen Euch Alle und die ganze Freundschaft und alle die nach uns fragen, grüßet auch meine Fährleute die mich nach Ludwigshafen gefahren haben und mein Nachbar Saar läßt auch die Adjunkt Renner grüßen. Meine Adresse lautet: Jacob Dieffenbach Fränklin Lee Counti Iowa Nordamerika.

Nachträglich muß ich noch bemerken daß wenn ihr den Brief bekommt, mir gleich wieder schreiben sollt, und auch die Neuigkeiten , die sich während unsrer Abreiße ereignet haben, und wann ihr den Brief bekommen habt, und was er gekostet hat.

 

                                                                           Jacob Dieffenbach

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Fränklin den 30. October 1852

 

Lieber Bruder!

 

Eure Briefe vom 11. Juli und 8. August habe ich bereits am 15. September erhalten. In der Hoffnung daß ich den Wechsel längstens 4 Wochen später erhalten sollte, warte ich 6 Wochen, da ich nun bisher noch keine Nachricht habe, so glaube ich der Wechsel möchte liegen geblieben sein und ersuche dich einen 2ten zu schicken. Solltest du ihn vielleicht später als 6 Wochen, wegen besonderen Umständen fortgeschickt haben, so kann ich ihn noch erwarten. Wenn ich es früher bedacht hätte, so hätte mir Balinger den Wechsel mitnehmen können. Ich war gerade in Köckuck als er ankam mit Vater und Mutter und Weil von Speyer, dem seine Frau selbigen Nachmittag in Köckuck gestorben ist, während dem Bullinger fort war die Fuhrleute zu holen. Weil ist sehr traurig und ist bei seinem Schwager Haffner welcher gegenwärtig auch sehr krank liegt. Ich habe dieses Land gleich wieder nach der Ernte gepachtet, bin aber bis jetzt im Handel die Hälfte dieser Farm zu kaufen, und die andere Hälfte in Pacht zu behalten. Der Eigentümer von dieser Farm hat noch eine kleine Farm von 60 Acker daneben für 1100 Dollar gekauft und ist Willens bis Frühjahr diesselbe zu beziehen wo er sein Geschäft daher verlegen will und Gastwirtschaft dabei führen. Meine Ernte ist dieses Jahr nicht zum Besten ausgefallen. Das Land ist voriges Jahr im Bau vernachlässigt worden, und so hatten wir dieses Jahr harte Arbeit, wir waren dabei aber recht gesund, und so konnten wir alles selbst bearbeiten. Geerntet habe ich 61 Wägenvoll Frucht und 20 Wägenvoll sehr gute Heu von gemachten Wiesen, wovon ich 100 Centner für 25 Dollar verkaufen kann. Man kann hier alles für baar Geld verkaufen. Ich habe vor 8 Tagen mein erstes Geld für Kraut welches ich nach Köckuck gefahren habe eingenommen, das Hundert zu 4 Dollar. Bis nächste Woche bekomme ich die Dreschmaschine. Ich werde ohngefähr bekommen 150 Büschel Weitzen

 

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das Büschel wiegt 60 Pfund und gilt 65 Cent eben so viel Gerst das Büschel zu 40 Cent und 400 Büschel Hafer zu 20 Cent und 1000 Büschel Welschkorn zu 25 Cent, das Büschel Cartoffel gilt 40 Cent, ich habe es am Frühjahr für 1 Dollar bezahlen müssen, das Schweinefleisch per Centner 5 Dollar, welches mir dieses Jahr fehlt. Ich habe 5 Schweine eingebegt für uns zum Schlachten und habe noch 4 Hasen mit 15 Jungen. Rindvieh haben wir bis jetzt 10 Stück, will mir aber dieses Spätjahr noch jung Vieh kaufen, das Vieh ist diesjahr sehr theuer und rar zu bekommen. Ich hoffe bis nächstes Jahr eine größre Herde Vieh zu haben besonders Schweine sind am einträglichsten. In der englischen Sprache bin ich bis jetzt noch nicht kundig, aber mein Friedrich kann mir schon den Dolmetscher machen. Die Kinder gehen in die englische Schule und die Marie wird am ersten damit fertig. Sie ist beim Lehrer welcher nichts Deutsch kann gut angesehen und liest schon gut englisch. Johannes und Friedrich verstehen sich gut aufs Pflügen, sie waren 3 Wochen krank, sind aber jetzt wieder durch Hilfe eines englischen Arztes wieder hergestellt und unsere Arbeit geht wieder vorwärts, wir werden vor Winter fast alles pflügen, indem ich es für besser halte das Land 2mal zu pflügen. Michel Koch läßt auch in diesem Schreiben seine Freunde grüßen, er ist ein naher Nachbar zu uns, sein Land stößt auf das Unsre, sie haben diesen Sommer eine junge Tochter bekommen, und Katharina Handrich war ihr Taufpathe, Sie war den Sommer über hier und ist jetzt wieder zurück, ihr Sohn Jacob ist noch hier bei Koch und kommt jeden Sonntag zu uns. Schehr seine Frau hat uns diesen Sommer auch besucht und so viel sie weiß ist Neff nach St. Paul 500 Meilen nördlich im Vergleich mit dem Klima von Rußland. Johann Blaufuß ist bis jetzt noch nicht zu uns gekommen ich glaube es würde gut hier für ihn sein. Da

mein Schwager Friedrich Nauert Lust bezeugt nach Amerika zu kommen und mich fragen läßt ob es gut für ihn wäre, so muß ich ihm antworten, daß es hier besser ist als in Europa. Jacob Schowalter bekommt als Knecht 100 Dollar in 9 Monaten

 

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der gewöhnliche Lohn ist 100 Dollar. Meine Kinder würden sich freuen wenn er zu uns käme. Heinrich Meinhardt von Ellerstadt will auch nächstes Frühjahr kommen und so kann er mit ihm machen. Ich und Meinhardt hier sind nahe Nachbarn. Ich halte das Klima hier für so gesund als in Deutschland, wir haben 5 Brunnen mit gutem Quellwasser von 20 bis 40 Fuß tief. Diesen Brief kann ich nicht auf schnellerem Wege befördern als ersten, welchen ich bis übers Meer frankirt habe, er kostet 21 Cent, und die beiden  (XXXXX ) die ich bekam kostete der eine 5 und der andere 7 Cent von Neujork aus, hier könnt ihr den Unterschied vom Postwesen sehen. Von Obst haben wir dieses Jahr nur wenig bekommen. Die Pfirsching sind im Aprill erfroren, nur Äpfel haben wir etwas bekommen und ein wenig Kirschen. Wenn euch jemand fragt was ich von Amerika halte, und Lust bezeugt hierher zu kommen, so rathet niemand ab, es hier weit besser als in Europa, für die Reise kann man niemand bürgen. Die Gegend ist sehr schön und naturreich bei uns. Das Land ist in Sektionen eingetheilt wovon jede 620 Acker enthält im Viereck, rings herum zieht ein Weg daran die Häußer stehen, ich und Ballinger wohnen in einer Gasse, aber eine Stunde voneinander. Es hat wohl auch seine schlimme Seite. Wir haben dieses Jahr mehr als 60 Schlangen todt geschlagen sogar im Hof und im Keller. Philippina ist auch von einer gestochen worden, während dem  (XXXXX) Tragen, ich habe ihr die Wunde ausgesogen und ausgespien und es ist daraus weiter nichts erfolgt. Von anderen Thieren ists weiter nicht gefährlich. Ich habe noch keinen Wolf und keine Hirsch gesehen im Wald ausgenommen ein Rocon (= racoon?) habe ich geschossen eine Art Fuchs. Für jetzt will ich mein Schreiben schließen. Wir sind alle recht gesund und wünschen uns nicht mehr zurück nach Deutschland. In der Hoffnung, daß auch dieser Brief alle gesund antreffen wird grüßen wir euch alle vielmal

               

                                                       Jacob Dieffenbach

Georg Haffner ist am 29te Oktober begraben worden.

 

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Da noch ein wenig Raum vorhanden ist, so will ich auch ein paar Zeilen an euch schreiben. Wir hatten dieses Jahr im Garten und Hof sehr viel Gruselbeeren und Johannisbeeren daß wir sie gar nicht alle pflüken konnten. Ich wünsche mir oft meine Kamerathen heran, denn jeden Tag kommen unsre Nachbarn englische und deutsche und holten sich Schürze voll. Wir hatten auch sehr viel Wasser und Marschmelonen welche so dick sind als ein Kopf und so gut schmecken wie

 

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Appodekersbirnen. Auch kochten wir uns ein ganzes Faß voll Lattwerk von Kürbis der so gut schmeckt wie Deutschländer Birnen-lattwerk und er hält sich ein ganzes Jahr. Den Essig kochen wir uns selbst und auch die Seufe (= Seife?)

 

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Wir haben fast jeden Sonntag Besuch und an Gesellschaft fehlt es hier auch nicht, im Übrigen gefällt es uns allen sehr gut. Ich grüße vielmal meine Großmütter, Kamerathen, alle meine Freunde und alle die nach mir fragen

                                                       Katharina Elisabetha Dieffenbach

                                                       (= Tochter)

undatiertes Beiblatt

(zu Brief vom 30. Oktober 1852 aus Franklin?)

 

Weil ich noch Raum auf dem Papier habe, so will ich auch etwas von unserem Reisegefährten Neff schreiben. Wir haben uns auf der halben Seereise wegen allerley Vortheile die er sich bediente entzweit. Er hat sich auf dem Schiff so verdächtig gemacht daß kein ehrlicher Mensch mehr Umgang mit ihm pflegte, die Haßlacher Buben und den Valtin Frei hat er unterwegs von sich gewißen, wie ihre besten Sachen verzehrt waren, die mußten sich hernach mit uns behelfen weil sie kein Kochgeschirr hatten. Seine Frau hat uns die Cartoffel aus dem Sack herausgenommen und meine Leute wollten durchaus nicht mehr mit ihnen zu schaffen haben, da hat er vor Zorns des Nachts die Kleider zerschnitten woran ich gleich an ihm zweifelte als ich aber nach Amerika kam zu seinen ersten Reisekolegen da hab ich gehört was er für ein Schuft ist, daher glaube ich jetzt fest daß er es gethan hat. Wir haben weiter keine Wortwechsel miteinander gehabt, aber ich wollte durchaus nichts mehr mit ihm zu schaffen haben. Sie sind jetzt in St Luis und wissen noch nicht wo ihre Schwester wohnt, die Anna Maria dient bei Schehr und Neff will, wie ich gehört habe anfangen  zu  (XXXXX) d.h. mit Butter und Eier handeln, wahrscheinlich ist ihm der Maurerhammer zu schwer. Wir hatten auf dem Schiff niemand der uns feind war. Ich habe auf dem Schiff so viel für Wein gelößt als er mich gekostet hat per Schoppen 1 Frank. Wenn ich noch einmal die Reise zu machen hätte würde ich mich um keinen Amerikaner bekümmern, wenn man von Hauß weg ist, da ist einer so fremd wie der Andere und der Amerikaner wird von den Agnoten so gut beschissen und betrogen wie der Andre. Die beste Reise soll wie ich von Andern gehört habe über Hafer (Havre?) sein oder Bremen. Es ist überhaupt schlecht gesorgt für die Auswanderer, wenn wir nicht selbst unsre Lebensmittel (XXXXX) fenhalten hätten, so hätten wir Hunger leiden können. Wein ist extra anzuempfehlen und Eier auch Obst und Zwetschen zu dörren. Ich könnte noch gar viel von der Reise schreiben wenn ich noch Plaz genug hätte.

 

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In diesen Zeilen muß ich noch erwähnen, daß ich bis Spätjahr eine Farm kaufen will, wäre auch gerade ein schönes Stück Land von 80 Acker zu haben aber ohne Haus, du daher den Acker verkaufen kannst, so verkaufe ihn so gut du kannst und schicke mir das Geld durch einen Neujorker Wechsel herein, diese Wechsel kann man in jeder Stadt an Kaufleute, welche Correspondens nach Neujork haben ohne Abzug verkaufen, wenn du in der Sache unerfahren bist, so frage bei Schowalter in Alsheim, der hat dem Johannes Schowalter auch geschickt und wenn du den Acker verkaufst und brauchst den  (XXXXX)  mann , so gib ihm nicht mehr als einen Kronenthaler. Wenn ich noch einen Kamerad bekomme zu dieser Farm wo ich wohne, so würde ich diese helfen kaufen. Der Pacht kostet 140 Dollar baar Geld. Ich brauche bis ich eingerichtet bin bis zur Ernte 1500 f (= Gulden) mit Pacht. Ich habe 2 Pferde für 338 f. 2 Ochsen 120 Gulden eine Kuh 38 f. Das andre Vieh und Schweine habe ich noch zu kaufen. Hühner habe ich gekauft 100 Stück für 25 f Welschhühner 2 Stück für 2 f einen Wagen 150 f u.s.w. Man braucht 2 Jahr Zeit bis man nur mit Vieh eingerichtet ist wie es die Farmer gewohnt sind. Saar hat 4 Pferde 10 Ochsen eine Herde Rinder und Küh eine Masse Schweine und Schaaf ohne das Geflügel da steckt ein Kapital drin. Die drei Haffner wo die Asheimer Weiler haben, verkauften diesen Winter für 1800 f Schwein. Unser Farmer ein Amerikaner wohnt gegenwärtig noch bei uns bis zum 20 Aprill. Er hat 24 Ochsen 12 Küh 6 Pferde und nimmt alles mit nach Californien. Er hat die Farm verkauft an einen deutschen Krämer aus Garlsten namens Gottfried Eichhorn für 5000 f dieser nimmt 1000 f Profit und verkauft sie

wieder. Große Farmen sind billiger zu haben als kleine nach proportion, die Amerikaner ziehen wie sie verkaufen können, nach Californien, wenn daher Leute hierher kämen die

5 – 6 – 7000 f mit brächten die könnten Land kaufen für Kinder und Kindskinder. Das Land ist gut bauen, es wird jährlich nur einmal gepflügt. Die Pflüg werfen die großte Stoppele ganz in den Grund daß nichts mehr hervorsieht dann wird die Frucht untergeegt. Meine eiserne Ege kostet mich 15 f. Wenn du mir das Geld durch den Wechsel schicken kannst so schreib mir 8 oder 14 Tage vorher einen Brief, und laß alle Briefe über Neujork laufen.

 

             hiermit nochmals meinen Gruß

                                            Jacob Dieffenbach

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Fränklin den 17. Aprill 1853

 

Lieber Bruder!

 

Deinen letzten Brief vom 6te Dezember habe ich mit Wechsel No 2 am 18. Jänner richtig erhalten, und ihn sogleich durch einen Kaufmann von Speier  (XXXXX) in Fränklin nach Neujork geschickt, und mein Geld habe ich dann am 16 Aprill ohne Abzug erhalten. Wenn ich den ersten Wechsel erhalten hätte, so hätte ich ihn für baar Geld verkaufen können und dadurch 20 Dollar an  (XXXXX)  . Einen 2tn Wechsel will niemand kaufen weil man nicht weiß was mit dem ersten vorgegangen sein kann. Ich habe ohngefähr um dieselbe Zeit daß der Brief mit dem ersten Wechsel durch Amerika gegangen sein kann in der Zeitung gelesen, daß ein Eisenbahn – Conditeur (= Conducteur?) arretiert worden ist, der die Briefsäcke aufgeschnitten und Briefe mit Geld und Wechsel herausgenommen und diejenige welche er nicht in Geld umsetzen konnte vernichtet habe, mag daher möglich sein daß der Meinige darunter war. Weil ich nun nicht wußte wie es mit dem 2ten Wechsel gehen werde, so wollte ich euch auch nicht eher schreiben bis ich mein Geld in Empfang hatte. Da ihr mir nun in eurem Brief nicht viel Neues geschrieben habt so will ich euch doch einiges mitteilen. Wir haben dieses Jahr einen neuen Präsidenten namens Piressa (= Pierce?) aus der demokratischen Parthei bekommen. Bei der Wahl sind unsre deutschen Nachbarn mit einem ungeheuer langen Wagen mit Musik und Fahnen davor 21 Paar Ochsen gespannt waren nach Fränklin gefahren. Der Präsident hat  (XXXXX)  März seine Regierung angetreten und scheint viele Schwierigkeiten zu bekämpfen haben. Das Pfaffenthum schient den Despotismus einführen zu wollen wie in Europe. Ich könnte euch eine Menge Geschichten erzählen die sich die Jesuiten zum Geschäft machen. Ich will euch nur eine erzählen welche sich mit Professer Winkle aus Baden zugetragen hat, nämlich Winkle hatte sich beteiligt an der Revolution in Baden und ist als Flüchtling nach Amerika gekommen und hat sich in Cincinati seßhaft gemacht. Er ist als Katholik gebohren und vor kurzem als Katholik in Cincinati gestorben u. auf dem katholischen Friedhof begraben worden. Weil er nun in Europa

 

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für die Freiheit war, so konnte er auch hier nicht unterlassen seine freien Ansichten zu äußern, da dieses nun die Jesuiten nach seiner Beerdigung erfahren haben, so wurde beschloßen, daß solch ein Mensch nicht unter den Gläubigen ruhen dürfe, u. somit wurde Anstalt getroffen seine Leich von den Gottesacker zu entfernen. Der Todtengräber der dieses Geschäft verrichten sollte, zog sich für dieser Unthat zurück. Sie ruhten aber deßhalb noch nicht bis sich andere gedungene Schandbubn vorfanden, die ihn herausgruben und ihn in ein Morastloch steckten und mit 1 ½ Fuß Erde verscharten. Seiner Frau mit 4 Kindern und seinen Freunden denen diese Nachricht zukam konnten diese schmähliche Gräuelthat nicht übersehen, sie gruben ihn wieder aus und fanden den Sarg zertrümmert, den Leichnam zerstümmelt in einem Salzsack gesteckt, sie reinigten ihn wieder und ein Leichenzug von 2000 Menschen folgte seinem 3ten Begräbnisplatz wo er auf einer Farm seiner gleichgesinnten Freunde jetzt im Frieden ruhen wird. So weit treibts der katholische Clerus in Amerika, und zumeist dieses alles von Deutschen ausgeführt. Ähnliches geht auch unter anderen Sekten vor. So suchen ebenfalls die Jesuiten u. Mucker oder Temperenzler und all diese Jammergestalten wie sie noch heißen, das Freischulsistem niederzustimmen, weil darin kein Religionsunterricht ertheilt wird, sie wollen dieses Geld unter den Händen der Pfaffen wissen, daß sie die Menschen nach ihrem Geschmack formiren können. Ebenso gibt es auch Pfaffen wo Zeitungen redigiren, aber unser Vetter vom Anzeiger von St. Luis der klopft ihnen als tüchtig das Kamisol . Soeben habe ich auch letzte Woche gelesen, daß in Mutterstadt 5 Arbeiter aus der Zuckerfabrik das Heckerlied auf der Straße gesungen haben und durch die

Diener der Gerechtigkeit vor das Friedensgericht gestellt und nun 2 Franken nebst Kosten verurtheilt wurden, auch seien noch 4 andere vorgeladen worden, weil sie nun betheuerten, nicht so laut gesungen zu haben, so wurden sie frei gesprochen. Was überhaupt von solchen Dingen in unseren Zeitungen gewitzelt wird, könnt ihr euch vorstellen. So wie ich aus den Zeitungen ersehe, stehts mit der deutschen Freiheit noch sehr schlecht, und wird als schlechter kommen. In Europa wird sich ein Krieg entwickeln

 

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Belgien wird zu Frankreich kommen, vielleicht noch mehr, Frankreich wird sogar noch Besitz in Amerika nehmen. Ich will nicht so viel sagen, sonst würdet ihr meinen, ich wollt ein Prophet sein. Aber doch habe ich vor 3 Jahren gesagt, daß Napoleon Kaiser wird, wenn ihr euch noch erinnern könnt.

Was sonst noch Neuigkeiten betrifft, so haben wir dieses Frühjahr eine freie Gemeinde gegründet, dazu haben wir einen tüchtigen Mann aus Darmstadt als Lehrer und Redner gewählt. Wir haben uns in Mädison auf der Court eintragen laßen u. somit beziehen wir alle Rechte, die auf religiösen Gegenstand Bezug haben. Auch sind etliche Hundert Mormonen aus Europa angekommen. Dies ist eine eigene Sekte, sie haben einen Prophet, der hat 16 Weiber und etliche kleine Propheten. Sie wohnen am Salzsee zwischen hier und Californien. Sie haben vor wenig Jahren unsere Gegend bewohnt. Nornen war ihre Hauptstadt 4 Stunden von hier eine schöne Lage am Mississippi. Der Zug nach Californien und Oregon währt immer noch fort, das Vieh wird zu Hunderte fortgetrieben, u. ist deßhalb sehr theuer. Eine Kuh kostet 20 – 30 Dollar. Wir haben jetzt 18 Stück Rindvieh u. 47 Schweine. Der Mississippi war von November bis May zugefroren und der Winterweitzen ist noch nicht erfroren, welches die meisten Winter der Fall ist.

Es scheint sich ein gutes Jahr einstellen zu wollen. Wir bauen das Land jetzt noch so ….. als voriges Jahr u. haben 94 Buschel Sommerfrucht gesäat (3 Buschel ist ein Malter) und hoffen auf eine gute Ernte. Alle Bäume sind voll Blüthe und die schönste Hoffnung steht in Aussicht. Der Preiß vom Land ist etwas gestiegen, da die Menoniten sich  (XXXXX)  Hier ansiedeln, das Land ist aber immer noch zu haben. Wenn die Eisenbahn mir ihren Zweigbahnen nach dem stillen Meer gemacht wird, so gibts links und rechts mehr Land als Leute u. sie wird ohne Zweifel gemacht. Ohngefähr 20 bis 40 Stunden von hier ist noch das schönste Congreßland zu haben. Die Straße geht hier vorbei nach Californien, sie wird stärker befahren als die von Neustadt nach Mutterstadt.

Ich will jetzt mein Schrieben schließen, schreibt uns bald wieder. Wir sind bisher alle recht gesund und wünschen euch dasselbe. Wir grüßen euch alle. Grüßet mir auch den  (XXXXX)  Beutelmann Freitag S (XXXXX) er und Johs Brand.

Meine Adresse ist noch 2 Jahre dieselbe.

 

                                                    Jacob Dieffenbach

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                                                               Fränklin centre den 7ten Januar 1855

 

 

Es sind nun bald zwei Jahre dahin, daß ich euch nicht mehr geschrieben habe, und früher zu schreiben hatte ich keine  (XXXXX) . Weil ich nun bis nächsten Aprill eine andere Adresse führen werde, so fühle ich mich veranlaßt, euch jetzt in einem Briefe mit unsrer zweijährigen Vergangenheit bekannt zu machen. Daß wir im ersten Jahr auf diesem Land nicht zum Besten ausgemacht haben, habe ich euch bereits gemeldet. Im zweiten Jahr hatten wir eine gute Ernte und haben 107 Fuhren Frucht eingefahren, auch haben wir viel Welschkorn geröst, sowie auch Apfel und Pfirsching eine große Menge. Unser Johannes ist jede Woche nach Kökuck auf den Markt gefahren, er hat auch im Spätjahr 1853 zwei junge Grauschimmel gekauft, während dem ich krank war für 120 Dollar, und am letzten Frühjahr habe ich en einen gekauft für 125 Dollar, und der andere ist jetzt 150 Dollar werth. Dies letzte Jahr haben wir eine mittelmäßige Ernte gehabt, und das Welschkorn ist nur zum dritten theil gerathen, Obst gab es gar keines, wogegen unsre Kinder für Entschädigung sich wohlgemuth ein paar Buschel Nüß gestoppelt haben. Wir haben dieses Jahr 39 Schweine fett gemacht wovon die schwerste 214  Pfund gewogen hat, wenn das Welschkorn gutgewesen wäre, hätten wir 30 Centner Fleisch mehr gemacht, so mußten wir sie schon um Martini wegschaffen. Voriges Jahr hatten wir bessre Schweine, die schwerste wog 319 Pfund, unter einem Jahr werden keine abgethan. Der Fleischpreiß war die zwei Jahre schlecht per 100 Pfund gilt 3 ½ Dollar. Wir hatten dieses Jahr einen heißen Sommer, und haben in 14 Tag 56 Acker Frucht abgemacht, und Johannes hat noch 10 Tage für andere Leute gemäht, per Tag 1 ½ Dollar, wenn er sich verdingen wollt, könnte er per Jahr 150 Dollar haben. Wir haben unsre Frucht in 4 Tag gedroschen wo wir gefaßt haben 180 Buschel Weitzen per Buschel gilt 1 Dollar. 146 Pfund Gerst per Pfund gilt 70 cent. 54 Buschel Roggen (Korn) per Pfund 60 cent und 600 Buschel Hafer per Pfund 30 cent. Dabei müßt ihr aber wissen daß man hier mehr braucht als bei euch. Wir haben dieses Jahr 14 Schweine für uns geschlachtet, und von 39 Stück das Geling zu Würste gemacht, welche ich

 

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alle selbst machte, so gut als der best Butscher, dazu kommen noch in der Ernte 50 bis 80 Hühner und Hahnen abgesehen von Hasen wilden Geflügeln. Wenn Johannes oder Friedrich nur ½ Stunde auf die Jagd gehen, so bringen sie nicht weniger als 3 – 4 Stück und wenn Schnee liegt, so fängt Friedrich in einem Tag oft 10 – 12 kleine Feldhühner in der Falle. Doch wir wollen nicht viel mit der Jagd verweilen und wieder zurückkehren und von den Ausflügen im letzten Frühjahr schreiben. Da ich wußte daß meine Pachtzeit bis nächstes Jahr aus sein wird, und ich auch nicht mehr willens bin, mich länger als Pächter herumzutreiben, so wurden Pläne gemacht, wo wir uns Land kaufen wollen. Ich hörte damals von einer Eisenbahn sprechen, die von St. Luis über Blumfield nach Fort Madison in Verbindung mit Chigacho gebracht werden soll, worüber auch bald bei uns ein Meeting statt gefunden hat welchem ich beigewohnt bin. Als wir unsre Saat ausgestellt hatten bin ich 44 Meil West geritten, und habe bei Blumfield welches Countisitz ist in Davis Counti ausgefunden, daß da noch mehrere tausend Acker Congreßland zu  (XXXXX)  tern ist, ich habe die Gegend flüchtig eingesehen und bin sogleich wieder zurück. Am andern Tag bin ich 40 Meil Nord geritten nach Fairfield in Jefferson-Counti wo die Land-Office ist über vier Counti und habe mir die Karte aufschlagen lassen über Davis-Counti, da fand ich daß noch die Hälfte in vier Taunsip          (= township?) zu entern war (ein Taunsip hat 24 Meil im Umfang). Ich ließ mir von drei Taunsip über jedes ein Blatt oder kleine Karte geben, worin jede Section numerirt und jeder Bach oder Graben gekennzeichnet war, auch jedes Stück markirt was geentert war, und was noch  (XXXXX) war, dann macht ich mich wieder nach Hauße und bin gleich wieder mit

Johannes den anderen Tag hinaus gefahren nach Davis Counti und haben uns einen Mann gesucht der mit uns ging mit  (XXXXX) maß und haben uns 200 Aker Praire ausersehen, und sind sogleich von dort aus 45 Meil Nord-Ost nach der Landoffice gefahren und haben das Land geentert für 250 Dollar. Als wir nun zu Hauße unser Welschkorn gepflanzt hatten, bin ich mit 4 Joch Ochsen und Brechpflug hinausgefahren und habe 3 Wochen lang gebrochen für Sommerweitzen aufs nächste Frühjahr. Ein Häftlerbube hat mir die Ochsen getrieben und bei einem deutschen Franzoß bin ich in Kost gegangen welcher mein Nachbar ist. Auch habe ich sogleich zwei Meil von meinem Land

 

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 Busch gekauft per Acker 13 Dollar und habe Holz hauen und an die Sägemühl fahren lassen für ein Främhauß, welches ich im Nachsommer bauen wollte, nun hat es aber seit Frühjahr nicht geregnet daß der Müller die ganze Zeit nicht sägen kann, und so muß ich nun warten bis Frühjahr. Nach der Ernte sind ich mit Friedrich draus gewesen und haben Backsteine gefahren für einen Brunnen die nur 1 ½ Meil von unserem Land gemacht werden per 1000  (XXXXX)  5 Dollar. Dabei haben wir Gelegenheit gehabt ein Haus 4 Meil vom Land auf ein ½ Jahr zu pachten für 9 Dollar (ein altes Blockhaus). Um Michäli sind wir wieder ich und Johannes mit Tannenbord welche draus nicht zu haben sind, hinaus gefahren (100 Fuß kosten 2 ½ Dollar, sie kommen von St. Paul 600 Meil den Missisippi herunter) und haben mit einem Amerikaner der uns geholfen hat, einen Brunnen gemacht von 27 Fuß tief mit 11 Fuß gutes Quellwasser, der bedeckte Wagen war unser Nachtquartier. Unsre Schimmel laufen jedesmal in einem Tag nach Hauße . Auf Martini ist Johannes wieder mit der Axt hinaus und hat Riegel gemacht und dabei 2000 Ziegel gekauft für 44 Dollar und auch noch 60 Acker Land fürs nächst Jahr gepachtet wovon wir 2/3 und der Eigenthümer 1/3 erhalten. Dann ist er wieder nach Hauß und hat die Pferde geholt und Ziegel und noch sonstiges Bauholz herbeigefahren. Bis jetzt ist er wieder zu hauße und wird nächstens wieder mit Mehl hinaus fahren. Er ist immer bei einem Amerikaner in Kost. Bis nächst Frühjahr bringen wir 30 Acker in Fenz und Cultur, und wir denken bis übers Jahr 100 Acker bis dahin zu bringen. Fürs ganze Land einzufenzen brauchen wir 14000 Riegel. 40 Stück geben eine Fuhr. Wir werden daher bis Merz mit etlichen Wagen und der Haushaltung hinausziehen, und die ältesten Kinder werden hier bleiben bis ich wieder komme wo wir dann bis Aprill mit 29 Stück Rindvieh, 22 halbjährige Schweine und 3 Loosen welche nächsten eben so viele Junge werfen, und 11 Schaafen und ohngefähr 6 Duzend Hühner vollends hinaus muhfen. Die übrigen Hühner noch ohngefähr 200 werden verkauft, das Duzend gilt 1 ½ Dollar, auch haben wir 30 Gänse verkauft per Stük 35 cent. Das Haus wo wir bauen, wird 300 Dollar kosten ohne die Neben fixens. Der Acker Land zu brechen kostet 2 ½ Dollar also mehr als das Land selbst das können wir aber selbst verdienen. Denn Johannes Friedrich Lisbeth und Marie werden sogleich mit all dem Vieh aufs neue Land ziehen und die Buben werden den ganzen Sommer Land aufbrechen. Es wird ein kleines Haus und Stall gemacht von Bord, wo sie darin wohnen

 

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bis das Hauß gebaut ist. Ich habe euch dies so ausführlich geschrieben, damit ihr sehen könnt daß der Unterschied zwischen entern und kaufen nicht so groß ist, ausgenommen daß man nues Land welches in 20 Jahr nicht gedüngt sein muß und neue Fixens hat. Das Land hat durchunddurch schwarzen Grund mit einem üppigen Graswuchs ohne Gesträucher oder Bäume, und liegt in einer Gegend so schön als sie die Natur aufzuweisen hat. Unten am Land fließt der kleine Wacanda (ein Bach wie die Ma (XXXXX)  lachlauf) vorbei, der Bach war diesen Sommer ausgetrocknet, dafür ist eine gute Quelle mitten im Land. Unser Land umfaßt 2 ½ Meil. Wir haben ohngefähr 40 Acker Wiesen welche 100 Wägen voll Heu geben, das

andre ist das beste Land, unser Busch liegt am großen Wacanda nächst der Misourigrenz, wir glauben Steinkohlen darin anzutreffen, welches in 10 –20 Jahr sehr vortheilhaft sein kann. Die Praire ist 4 bis 8 Meil breit und die Länge kann ich nicht angeben. Es ist bis jetzt alles geentert, und der Preis ist jetzt schon 5 bis 8 Dollar per Acker. Es wohnen ohngefähr 5 Deutsche in der Gegend, haben aber sehr viele Deutsche hier geentert, meistens Häftler (Bartleute) aus Canada und Ohio. Es werden jetzt zwei neue Städte angelegt, wohin ich 3 – 4 Meil habe. In die Schmiede habe ich jetzt 1 ½ Meil am Frühjahr 8 Meil. Auch sind Dampfsägmühlen gebaut worden auf 2 bis 4 Meil von meinem Land, nach Blumfield haben wir 8 Meil und an die nächste Marktstadt Allexander ins Misouri 55 Meil. Der Weg von Kükuk aus nach unserm Land ist 60 Meil und geht über Farmington am Des Moyenfluß (wie der Neckar) über die Brücke nach Daxtaun, hernach kommt man nach Niels, wenn die schöne Häußer und Straßen wären, ich glaube es wäre eine hübsche Stadt, ich reiste mehrmals vorbei und habe die Stadt nicht gesehen, dann kommt man nach Milton, und dann in eine neu angelegte Stadt Pulaski (hier sind mehrere große Farmen zu verkaufen, per Acker 8 – 10 Dollar) von hier ist nach 3 Meil an mein Land, ich bekomme nächstens auf allen Seiten Nachbarn und in wenig Jahren wird diese noch leere Praire mit Farmen angefüllt sein. Es ist fast unbeschreiblich, wie die Einwanderung in Iowa zunimmt mit Leuten die meistens aus den alten Staaten kommen. Mit der Eisenbahn welche ich schon erwähnt habe ist es beschloßen, daß bis nächstes Frühjahr daran gearbeitet wird, sie geht nach der Vermessung drei Meil westlich an meinem Land vorbei, und wenn sie fertig ist, so können wir fahren bis Neujork, und unser bester Markt wird St. Luis werden. Es sind auch jetzt wieder 2 neue Territorien Kansas und Nebraska aufgegangen und bis nächstes Frühjahr wird die Ansiedlung beginnen. Von Blumfield sind es 180 Meil bis hin.

 

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Dort wohnen noch die Indianer. Jeder Aussiedler kann 160 Acker Land in Besitz nehmen und braucht erst nach zwei Jahr per Acker 1 ¼ Dollar dafür bezahlen, die 2 Territorien sind so groß als ganz Deutschland, und grenzen südlich an Texas u. Mexiko, westlich ans Felsengebirg nördlich an Minesota und östlich an Misouri und Iowa. Der Menschenstrom wälzt sich unaufhaltsam immer nach Westen, der 14te Theil in Iowa sind Deutsche welche meist in verschiedenen Gegenden beisammen wohnen. Unsre Kinder gehen diesen Winter von Friedrich bis Martin in die Schule, sie können ziemlich gut englisch lesen und schreiben, Martin kann mehr englisch wie deutsch. Unter Mittag spielen sie Balles mit dem Schulmeister, Friedrich sagt, der Schulmeister wär die best Hand. Er hält 6 Monat Schul und bekommt per Monat 22 Dollar, nach beendigter Schulzeit sucht sich der Schulmeister wieder andere Bußniß. Was die englische Sprache anbetrift, so kann ich mich so ziemlich durchhaken. Johannes u. Friedrich sprechen sehr gut englisch. Meine Frau versteht sich sehr gut auf die Zeichensprache mit unsrer englischen Nachbarin, welche alle paar Tage Besuch macht, und die geschwätzige Aneva heißt sie Grosmutter (Grändmutter). Lisbeth ist schon seit August in Fränklin in einem deutschen Handlungshauß, wo sie jede Woche 3 Gulden 7 ½ Kreuzer verdient. Eva Brand welche hier eingetroffen ist, hat uns am Neujahr, einem schonen warmen Tag besucht. Johann Blaufuß ist verheirathet mit der jüngsten Tochter von Jacob Koch von Ellstadt, und ist Meister in Fränklin, er hofft auch seinen Bruder Friedrich, welchem halber bange zu sein scheint für Jamerika vollauf Arbeit und Verdienst zu geben, wenn er bis Frühjahr kommt mit seiner Schwester. Ich muß nochmals auf die Schweinerei in Amerika zurückkommen. Wieviel Stück Schweine glaubt ihr wohl, daß von Martini bis Neujahr nach Kökuck getrieben u. gefahren werden. Ant : 70 bis 80000 Stück, und so ists an den meisten Städten am Missisippi. In den Porkhäußer ist das Fleisch aufgeschichtet als wie in einem Tabakmagazin der Tabak. Im Frühjahr wirds verschickt, es bleibt aber ein guter Theil in

 

Kökuck selbst. Die Stadt nimmt bedeutend zu und wird verschönert. Sie hat 3 Banken und großen Geschäftshandel

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Manufakturen und Gewerbe aller Art. Die Stadt hat 6 Meil im Umfang, aber noch große Lücken. Jeder Hausplatz hat 100 Dollar zu zahlen für Straßenbau, daher sind sehr viele Arbeiter beschäftigt, der Taglohn ist 1 Dollar, auch sind 4 Bierbrauer daselbst, ein Schoppen badisch Maaß gilt 5 cent, die Krämer oder Stoorkipper (= storekeeper?) haben an den meisten Artikel die Hälfte Profit. Für Wein oder Brandtwein hats keine öffentlichen Wirthshäußer, daher hat jedermann seinen Wisski im Hauß. Die sonntägliche Unterhaltung besteht meistens aus Zeitung lesen, auch aus Zusammenkünfte von  (XXXXX)  inen und wer die Noscheng hat geht auch in die Kirch, letzteres Sistem ist aber sehr unpraktisch, die Pritscher machen aber doch gute Bißniß besonders die Deutsche. Unsre kleine Rosina Aneva und Jacob sind recht munter, von letzterem weiß man noch nicht recht, ob er zuerst englisch oder deutsch schwäzen will. Johannes ist so groß wie sein Vater Friedrich, er wiegt 160 Pfund und die Marie ist so groß wie ihre Mutter. Weitere Neuigkeiten weiß ich sonst nicht viel zu schreiben, und denke diesmal damit zu schließen, und wenn wir auf unsrem neuen Land wohnen, werde ich meinen ersten Brief an Johannes Schmitt adreßiren, und euren Brief vom 8 Jänner 1852 habe ich am 12 Merz erhalten, und wenn ihr wieder einen Brief schreibt, so wünsche ich ein paar Worte von unsrer Mutter zu hören. Unsre zukünftige Adreße wird heißen Mr. Jacob Dieffenbach Pulaski Davis Counti Iowa Nordamerika, sollte aber ein Brief unter der alten Adreße an mich geschrieben werden, so werde ich ihn auch erhalten in dem ich gut bekannt bin mit dem Postofficer. Wir sind alle recht gesund und munter und wünschen auch desgleichen, und somit grüßen wir euch alle, und alle gute Freunde.

 

                                                              Jacob Dieffenbach

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Pulaski den 24. Juni 1855

 

Lieber Bruder!

 

Da ich am 20. Juni deinen Brief mit dem 2ten Wechsel erhalten habe, so fühle ich mich jetzt veranlaßt dir zu schreiben daß ich deinen Brief mit dem prima Wechsel am 9. Juni ebenfalls empfangen habe. Zugleich will ich dir auch mitteilen, wie es uns bisher ergangen ist. Wir sind am 25. März mit unserem Bief und Ochsenwagen vollends heraufgezogen wir brauchten 2 ½ Tag, es war damals sehr kalt, mein krankes Pferd und den Ochs hat mein Nachbar Saar übernommen nebst dem übrigen Hausgerät, was wir nicht laden konnten. Als wir heraufkamen, kaufte ich an demselben Tage noch ein Blockhaus, welches wir auch sogleich auf unser Land gemuhft haben, und nach sechs Tagen sind wir schon eingezogen. Wir haben dieses Jahr überaus viel Arbeit, ist aber alles bisher recht gut gegangen, wir haben 20 Acker Weizen, 30 Acker Welschkorn 15 Acker Hafer Kartoffel u.s.w. zu ernten, wovon 20 Acker mit Weizen und Welschkorn auf unserem Eigentum steht. Wir hatten ein rauhes Frühjahr, ich mußte für 40 Dollar Futter fürs Vieh kaufen. Gegenwärtig sind wir mit Holzfahren Welschkorn pflügen und Prarie brechen beschäftigt, ich muss beständig noch einen Tagelöhner bei mir haben. Wir haben jetzt 30 Acker gebrochen, ich gedenke bis Winter 60 Acker gebrochen und in Fenz (= fence) zu bringen Johannes und Martin brechen mit 5 Ochsen, wir haben zusammen 10 Joch Ochsen, welche alle gewöhnt sind, zum arbeiten bis auf 3 Joch dreijährige. Wir haben bisher noch wenig Geld für Vieh eingenommen, aber jetzt könne wir Ochsen verkaufen, das Joch gibt 60 bis 70 Dollar. Das Bauen nimmt mich so viel in Anspruch, daß ich nicht weiß wo ich anfangen soll, morgen werden wir ein Spring und Smokhaus aufschlagen mit Blok und diese Woche fertig machen, und die nächste Woche bekomme ich die Schreiner für eine Framstall (= frame) zu machen. Unser Haus könne wir erst bis nach der Ernte bauen, bis unsere zwei Haushalte zusammen kommen. Wir haben bei unserem Haus wo ich gepachtet habe 25 Acker Land gerentet, und 20 Acker nahe ich bei unserem Eigenen. Heu können wir mähen so viel wir brauchen fürs Vieh auf den Winter.

Auf unserem Land können sich mehr als 500 Stück Vieh ernähren. Das Bief ist allfett           (= aalfett?) und spiegelglatt. Unser Land ist besser ausgefallen als ich anfangs glaubte, ich kann alles zu Ackerland machen bis an den Bach welches das beste Land

 

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gibt. Wenn Du Dir von der Lage von meinem Land einen Begriff machen willst so denke dir beide Seiten von dem Bach zwischen Assenheim und Hochdorf, ich denke aber, daß der Boden weit besser ist. Du hast in deinem letzten Brief erwähnt von  (XXXXX)  und  (XXXXX) , ich glaube wenn ihr die Gegend sehen würdet keine Bedenken tragen, noch Mühe scheuen, um hierher zu kommen. Ihr solltet sehen was die Häftler welche vor einem Jahr hierher kamen, für schöne Farmen haben. Mein Nachbar hat 800 Reben gesetzt welche sehr gut aussehen. An dem Ufer des Baches stehen Bäume  (XXXXX)  In Deutschland (just nicht so regelmäßig) als Elm Eichen Weide, wilde Pflaumen, wilde Kirschen, wilde Reben, wo sich die schöne Canarienvögel, schwarze Staaren mit rothen Flügeln und Eichhörnchen u.s.w. aufhalten, auch hats Schlangen mitunter sehr gefährliche, die Wölfe sind ziemlich verschwunden, Hirsche hats noch viel, am Frühjahr haben wir das Land gebrennet, das war ein ungeheueres Feuer, wenn ich nicht wüßte daß ihr so fest an eure Heimath gefesselt wärt, so hätte ich euch schon lange geschrieben, ihr sollt nach Amerika kommen, aber da ich das weiß, so habe ich mir die Mühe gespart. Mein Nachbar ein Amerikaner neben mir hat 160 Acker  (XXXXX) 40 Acker in Fenz, ein Blockhäuschen, gute Bäume, und 40 Acker Busch dabei zu verkaufen per Acker 8 Dollar und Holz zurecht gemacht für ein Främhaus. Wenn

noch 1000 Riegel dabei sind kann man 80 Acker fenzen da wir keine Mittelfenz brauchen. Das Land holt in drei Jahr 20 Dollar per Acker. An der Eisenbahn wird stark gearbeitet. Sie soll in zwei Jahr fertig sein. Die schönsten Farmen von 100 bis 130 Acker in Cultur und (XXXXX) mit 2 Häuser meist Främhäuser und Backsteinhäuser kann man jetzt noch kaufen für 10 – 12 Dollar per Acker. Die Fluren Frucht und Welschkorn sollt ihr sehen, wie schön alles aussieht. Ich denke zwar nicht daran daß einer oder der Andere amerikanisch werden kann, aber es ist schöner als ich es schreibe. Wäre ich vor drei Jahren hierher gekommen, ich wäre heute ein reicher Mann. Ich muss nun wieder auf den ersten Brief mit prima Wechsel zurückkommen.

 

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An dem Tag da der Brief kam ist gerade der erste Stoor (= store?) in Pulaski aufgegangen, es war Samstag nachmittag wo man gewöhnlich in die Stadt geht, da kam auch der Postofficer von dem ich das Haus und das Land gerentet habe und sagte mir es wäre ein Brief an mich da, von Germani. Als ich nach Hause ging, nahm ich den Brief mit, und Dienstag darauf sind ich mit Friedrich nach Lee Counti gefahren und in Fränklin habe ich meinen Wechsel verkauft für 209 Dollar an Gold. Als ich am anderen Tag von Fränklin weggehen wollte, kam gerade Barbara Brand mit ihrem Mann und Schwager angefahren welche sie in Kokück abgeholt haben, es ist ihr unterwegs ein Kind gestorben. Ich habe denselben Tag noch einige Freunde besucht und bin zurück nach Sears. Unser Pferd ist soweit wieder gut geworden und der Ochse daß wir sie mitnehmen konnten, das Pferd kostet mich 16 Dollar Unkosten. Es hat ein Füllen gemacht welches 2 Tag gelebt hat, es war Johannes versprochen, das war sein zweites Unglück das er gehabt hat. Er hat ein Joch Ochsen wovon ihm am letzten Winter auch einer todt gegangen ist, ich habe ihm wieder einen anderen gegeben. Friedrich hat zwei Kinder von einem Jahre. K. Elisabeth hat eine Kuh. Den anderen Morgen sind wir dann wieder nach Hause gefahren. Auch habe ich erfahren, daß Johannes Schowalter von Kokück gestorben ist. Den letzten Brief für welchen du noch 1 f 18 x bezahlt hast, habe ich frankirt bis Liverpool für 21 cent, weil dieses die schnellste Post sein soll, über Bremen kostets 30 cent bis Mutterstadt, ich werde diesen so frankiren. Ich will jetzt mein Schreiben schließen, ich will heute noch hinüber aufs neue Land und Phillipina kann morgen den Brief auf Post tragen . Übrigens sind wir alle recht gesund und hoffen daß euch dieser Brief ebenso antreffen wird.

 

                                                                        Wir grüßen Euch alle

                                                                                    Jacob Dieffenbach

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Pulaski, den 24. März 1856

 

Lieber Bruder!

 

Deinen Brief vom 17. Feber habe ich auf Charfreitag erhalten. Ich habe am 30. Jänner einen Brief an meinen Schwager J. Schmidt abgeschickt, in der Hoffnung, daß unserer Mutter der Inhalt desselben mitgeteilt werde. Es tut mir sehr leid, daß ich den Brief nicht vier Wochen früher fortgeschickt habe, indem ich ihn am 30. Dezember geschrieben habe. Es ist gerade um selbe Zeit ein großer Schnee gefallen, so daß wir bei dieser Gelegenheit jeden Tag 2 mal mit 4 Ochsen mit dem Schlitten Holz aus dem Busch gefahren haben für Fenzen. Ich habe deshalb das Fortschicken des Briefes vernachlässigt. Wir haben diesen Winter so kalt gehabt, daß es schon lange Jahre nicht so gewesen sein soll. Die Wölfe haben sich öfters auf 100 Schritte unserem Haus genähert, haben uns aber keinen Schaden zugefügt. In unserem benachbarten Counti (Dekatur Counti) ist ein Mann mit seinen 2 Töchtern des Sonntags aus der Kirche heimgeritten zusammen auf einem Pferd (es ist 1 englischer Mann) wo sie von Wölfen angefallen wurden und das Pferd suchte auszureißen, das ältere Mädchen fiel herunter und wart ein Opfer der Wölfe, so daß nichts mehr als zerrissene Kleidungsstücke zu finden waren. Ebenso ist ein Knabe verschwunden, während er für Wasser ging. Bei mäßigeren Winter kommt so etwas nicht bald vor, und die Wölfe kommen nur bei strenger Kälte aus den Wäldern. Letztgenanntes Counti ist fast gänzlich Busch, so daß die Farmen im Wald zerstreut umher liegen (die englische lieben das am Besten).

 

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Bei uns ist das nicht der Fall, weil wir auf der Praire wohnen, und es wird bereits angefangen, daß eine Farm an die andere kommt, und wenn sich Wölfe sehen lassen, so wird auch gleich zu Pferd Jagd auf sie gemacht. Wir haben letzte Woche ein Pettischen (Gesuch mit Unterschriften) an die Court eingegeben, daß die Landstraße an unserem Land vorbei ausgelegt werden soll. Indem die Sectionslein in gerader Linie, von Ost nach West, von Milton nach Blumfield zieht (die alte Straße macht einen Bogen quer übers Land nach Pulaski: 4 Meilen nordwärts, weil nun das Land jetzt in Kultur genommen wird, so sind wir darauf aus, die Straße hierher zu verlegen, wo die Memphisstraße von Misouri über Rasko 6 Meil südöstlich sich dieser anschließt, wenn dieses geschieht, so bekommen wir eine bedeutende Landstraße wodurch unser Land ein paar Hundert Dollar mehr werth wird, dadurch kann viel Hafer und Heu u. Welschkorn an Fuhrleute and Mühlers verkaufen. Letzteres nimmt jetzt wieder seinen Anfang, daß jeden Tag Herden Vieh vorbei getrieben werden, den ganzen Sommer hindurch. Wir haben jetzt eine Farm, so schön als sie in der Gegend anzutreffen ist, und wenn man einem Fremden sagt, daß vor einem Jahr noch Hirsch auf unserem Hausplatz gelagert haben, so will er’s nicht glauben. Ich werde dieses Frühjahr einen Baumgarten anlegen, mit 100 Stück Apfelbäume, und ebensoviel Phirsing und Kirschen. Unser Haus ist nach englischer Art, wie sie in Städten gebaut werden, 1 ½ Stok hoch, das Främ ist ringsum mit Backsteinen ausgemauert und inwändig verputzt, und auswändig mit Nußbaum abgehobeltes ½ Zoll dick 6 Zoll breiten Bord den langen

 

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Weg übereinanderlaufend ringsum gebordet, und mit 2 Haustüren 2 geraumen Stuben 2 Oberstuben ein Keller an beiden Enden Schornsteine und 6 große Fenster versehen. Dächer sind alle mit Schindeln gedeckt per 1000 – 3 ½ Dollar. Ein Schindeldach guckt schöner als ein

 

Ziegeldach. Ich werde diesen Sommer auch noch einen Nebenbau daran machen lassen und das ganze anstreichen. Ich denke so kannst du dir ebenfalls so eine Vorstellung davon machen. Ich schreibe ein wenig umständlich weil ich nicht gerne leeres Papier nach Deutschland schicke. Ich habe schon oft gewünscht, unsre Mutter könnte jetzt einmal hier sein, oder bei uns bleiben, ihre Sorgen würden sie verlassen haben. Da sie aber nun jetzt die Vorsehung dem Zeitlichen enthoben hat, so können wir uns mit dem Gedanken trösten, daß sie ihre Pflicht als Mutter soweit ihre Kräfte reichten, erfüllt hat. Du hast in deinem Brief bemeldet, was du mit meinem Anteil Hausgerätschaften machen sollst. Ich denke du wirst selbstverständlich wissen, was deine Pflicht ist. Ich verlange dafür keinen Notär dazu. Ich denke ihr könnts in drei Teile verteilen, und mit vom Gesamtwert den 4ten Teil zukommen lassen, oder wenn ihr euch nicht einigen könnt, so beziehe du meinen Anteil und verkaufe es, was du nicht verkaufen kannst, das schenke den Armen. Auch wünsche ich, daß du dem armen Leopold Kauffmann in meinem Namen 5 Gulden von meinem Geld schenkest. Ich denke es wird angelegt sein. Ich bin seit ich in Amerika bin noch um kein Almosen angesprochen worden, als in Kukus von einem

 

 

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irrländischen Mädchen um ein Stück Brod, und einem Italiäner für seine Familie kommen zu lassen, welchem ich 4 Dollar gab. Das ist alles was ich von Allmosen gebeten worden bin. Arme Leute gabs hier keine, nur wer hier hülflos und nicht arbeiten kann, ist arm, einer der nichts hat, ist nicht arm, wenn er nur arbeiten kann. Ich hoffe, daß ihr nicht denkt, daß ich großtun will damit wir  (XXXXX) Geld brauchen, wie jeder andere, aber auch so viel entbähren. Ich wünsche, daß jeder rüstige Familienvater mit seiner Familie nach Amerika auswandern würde, ehe es zu spät ist, welches  (XXXXX)  leider nur sehr oft der Fall ist,  (XXXXX) die vielen kommen. Den Wechsel kannst du mir gerade wieder wie vorigen Jahres ausstellen lassen, entweder von Luis Dague oder Grohe aus Neustadt an dieselbe Angebroth und Barth in St. Louis. Sonstige Neuigkeiten keine. Morgen werden wir anfangen zu säen, der Boden ist noch nicht ganz aufgetaut. Bisher sind alle recht gesund

                          

                             und grüßen euch alle vielmals

 

                                          Jacob Dieffenbach

 

 

(Anmerkung seitlich)

 

es wäre mir lieb wenn du 14 Tage später einen zweiten Wechsel nachschicken würdest. Schreibe mir auch  ob mein letzter Brief über Bremen frei an dich gekommen ist, und in wie langer Zeit.

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Pulaski den 22 Juli 1856

 

Lieber Bruder!

 

Deine beiden Briefe mit Wechsel habe ich richtig erhalten. Die ersten habe ich gleich in Blumfield verkauft für 218 Dollars in Gold. Dafür habe ich ein Pferd gekauft für 190 Dollars. Ich muß doch auch wieder etwas von unserem Wohlergehen und Gutbefinden schreiben. Wir haben dieses Jahr 960 Haufen Weitzen gemacht (oder 500 Deutsche Haufen), Hafer hatten wir hatten wir nur ein paar Acker, denn wir hatten kein Land gepachtet und werden auch keines mehr pachten. Die Ernte ist etwas weniger als mittelmäßig geraten. Wir hatten das ganze Frühjahr keinen Regen, bis zur Ernte, so daß es der Frucht wenig mehr geholfen hat. Der Weitzen ist sehr gut im  (XXXXX)  .Und wenn wir besser Wetter gehabt hätten, so wäre viel von unserem so  (XXXXX)  geworden. Das Welschkorn verspricht uns eine ausgezeichnete Ernte, ebenso Cartoffeln u.s.w. In 9 Tagen hatten wir die ganze Ernte ab und auf Haufen sitzen. Johannes und Friedrich haben alles gemäht, auch haben wir wieder dieses Frühjahr 50 Acker in Cultur gebracht, welches ganz mit Weitzen gesäät wird, so daß wir jetzt über 100 Acker Land im Bau haben, und nächstes Frühjahr sollen 50 Acker für Johannes gebrochen werden. Wir könnten unser Land jetzt schon verkaufen per Acker 15 Dollars, 225 Acker mit dem Wald. Wenn der Weitzen nur mittelmäßig gerät, so bringt er für 15 Dollar per Acker. Wir haben jetzt seitdem wir hier wohnen für über 300 Dollar Ochsen verkauft

 

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und haben doch vier Joch zum arbeiten. Zusammen 26 Stück Rindvieh und 4 Pferde. Auch haben wir für 70 Dollar Schweine und geräuchert Fleisch verkauft, alles zu Hause. Dieses Jahr sind die Erdbeeren gut geraten, die Kinder haben ganz Körbe voll gepflückt, ebenso die Kirschen, Pflaumen und Trauben, alles bunt durcheinander an beiden Ufern des Baches. Die Trauben haben schon Beeren so dick wie die Erbsen und hängen dick voll. Es ist gar kein Zweifel, daß der Weinstock gut gedeiht hier. Die Lilien wachsen hier auf dem Feld wie in Palästina und die Melonen wie in Egipten. Die Städte wachsen gleichsam wie Pilze aus der Erde, Blumfield, die Hauptstadt vom Counti, zählt jetzt schon ohngefähr 16 Kaufläden, worunter mehrere für 2500 Dollar Waren enthalten. Der Zug von Menschen und Vieh geht unaufhörlich von Osten nach Westen und ist überall noch genug Raum da. Der Congreß hat vor kurzem 2 ½ Million Acker Congreßland für Eisenbahnen in Iowa  (XXXXX)  willgt, welche Summe aber lange nicht ausreicht. Nach Abzug von 2 ½ Million bleiben noch in Iowa 1,800,000 Acker Congreßland zu renten, auf 6 Meil von den Eisenbahnen zu 2 ½ Dollar per Acker, dasjenige wo weiter abliegt, für den gewöhnlichen Enterpreiß 1 ¼ Dollar. Alle Landofficen sind bis jetzt geschlossen, bis die Bahnen abgesteckt sind. Im Territorium Kansas hat der Bürgerkrieg schon viele Menschen gekostet zwischen Freistaatler und Sklavenhalter wie ich schon früher erwähnt habe. Die gegenwärtige Parteien für die nächste Präsidentenwahl sind jetzt Demokraten und Republikaner, die Wighs existieren nicht mehr und die Demokratie ist faul. Beide Candidaten sind nominiert. Ersterer ist Buchanan, früher Gesandter in England.

 

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Und Letzterer ist Freemont, sein Vater war Emigrant aus Frankreich. Weitere Neuigkeiten keine. Ich hatte dir in meinem Brief einen Auftrag gegeben, worüber du mich in deinen beiden Briefen nicht einmal einer Erwähnung davon gewürdigt hast. Ich hätte nicht geglaubt, daß du so wenig von mir denken würdest. Die zwei Dollar, die du dem armen Juden entzogen

hast, haben mich nicht reicher und hätten mich nicht ärmer gemacht. Wahrscheinlich ist dies noch von anderer Seite besprochen worden,  (XXXXX) es wird geheißen haben, er soll die 5 Thaler seinen armen Kinder geben. Meine Kinder sind so arm nicht, wie ihr vielleicht glaubt. Elisabeth u. Johannes können dir jetzt schon mehr aufweisen, als ihre ganze Erbschaft in Deutschland ausgewiesen hätte. Hier ist es nicht, daß die älteste Geschwister warten müssen bis die jüngste groß, bis sie etwas bekommen, mit 21 Jahr sind sie für sich. Obschon meine Kinder alle bei mir sind, so machen sie doch so viel, als wenn sie für sich wären, vielleicht mehr. Und diesem armen Juden hätten gewiß die 5 Thaler große Freude gemacht, und sein Segen den er mir bei seiner Abreiße gegeben hat, ist mir noch nicht aus dem Gedächtniß gekommen und hat mich auch stets begleitet. Für Entschädigung dieses richte ihm wenigstens einen schönen Gruß aus, und handle in Zukunft nicht mehr so gegen Arme, wenn sie auch Juden sind.

 

                                            Unser aller Gruß

 

                                                       Jacob Dieffenbach

 

 

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Liebe Freunde!

 

Ich grüße euch alle vielmals und wünsche daß mir unser Vetter Friedrich auch die Barbara Renner, die Anna Maria Meier, und alle unsre nächsten Freunde und Bekannte grüßen wollte. Ich wünsche daß euch der Brief so gesund antrifft wie er uns verlassen hat und verbleibe eure Freundin

Elisabetha Dieffenbach

 

Die Marie grüßt euch alle und läßt auch ihre Kamaräthin die Lisel Neuthaler grüßen. Und die Phillipina läßt die Sonna Maier und die Anef Keutelmann grüßen.

Maria Dieffenbach

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Pulaski den 3 November 1860

 

Lieber Bruder!

 

Wir sehen uns veranlaßt an dich zu schreiben, indem wir über gewisse Umstände Auskunft von dir haben möchten. Mein Tochtermann Jacob Handrich u. seine Mutter haben letztes Frühjahr einen Brief von Heinrich Handrich aus Neuwied erhalten, worin der Tod seine Großvater bemeldet wurde, und daß der Bevollmächtigte Abraham Schowalter nächtens über die äußeren Verhältnisse des Verstorbenen schreiben würde, haben aber seitdem weder einen Brief noch sonst über etwas Auskunft erhalten. Auch soll, soviel ich aus Heinrich Handrichs Brief ersehen kann, noch etwas auszumachen sein, wegen dem Vermächtnis von dem verstorbenen Jacob Handrich aus Mutterstadt, nämlich nach dem Tod seiner Frau, wozu Abraham Schowalter ebenfalls bevollmächtigt ist. Wir wißen jetzt gar nicht, warum Abraham Schowalter nicht einmal schreibt, und haben dich deßhalb nun als nächster Freund zum Bevollmächtigten für meinen Tochtermann Jacob Handrich ernannt, und überschicken dir zugleich in diesem Briefe die Vollmacht, daß du für ihn handeln sollst. Ich hoffe du wirst uns diesen Freundschaftsdienst nicht versagen. Sollte es dir aber zu umständlich erscheinen, so kannst du die Vollmacht an einen anderen übertragen, die Gebühren und Versäumniß hast du abzurechnen. Die Vollmacht ist englisch geschrieben, weil wir keinen deutschen Notär hier haben konnten. Ich glaube es wäre am besten, wenn du dich gleich bei Abraham Schowalter erkundigen würdest, wie die Sache steht. Sollte er seine Pflicht als Bevollmächtigter gethan haben, oder noch thun, so kannst du mit deiner Vollmacht zurückhalten. Jedenfalls wünschen wir aber, daß du die Mutterstadter Sache selbst übernimmst, nämlich nach dem Tode der alten Frau von Jacob

 

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Handrich von Mutterstadt. So viel wir von dieser Sache wissen, hat mein Tochtermann sein Vater wie er zu letzten mal drauß war, von Heinrich Handrich 800 Thaler unter gewissen Bedingungen auf die Erbschaft erhalten. Auf welche Art dies geschehen ist, wissen wir nicht, darum wäre es am besten, wenn die Sache vom Notär ausgemacht würde, wenn etwas auszumachen ist. Heinrich Handrich hat auch in seinem Brief  bemeldet, es wäre am besten, wenn es zu einem Vergleich gebracht werden könnte. Schreibe uns jedenfalls gleich wieder Nachricht, wenn du ermittelt hast wie die Lage steht. Jacob seine Mutter war diesen Sommer über hier bei uns, ist aber jetzt wieder zurück nach Lee Counti auf ihre Farm. Sie hat ihr Land ums Drittel verrentet, und macht ihren Antheil zu Geld. Sie haben eine gute Ernte gehabt. Der Weitzen ist gegenwärtig 80 der Hafer 30 Welschkorn 20 Kartoffeln 25 cent per Büschel. Unser Johannes war letzte Woche gelegentlich auch in Lee Counti und hat die Familie Blaufuß besucht. Sie wohnen in Franklin bei ihrem Sohn Friedrich. Es hat ihn niemand von ihnen erkannt, bis er seinen Namen genannt hat. Die Söhne Blaufuß arbeiten in Buldingers Dampfmühle und verdienen 1 bis 1 ¼ Dollar per Tag. Sie wollen nicht aufs Land. Auch hat mir Blaufuß vor etlichen Wochengeschrieben, daß er ein Präsent für unsere Anna mitgebracht habe, nämlich goldne Ohrringe, welche Johannes mitgebracht hat, worüber wir uns alle sehr freuten, besonders die Anna. Heinrich Blaufuß war auf der ganzen Reise krank und ist bald nach ihrer Ankunft gestorben.

 

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Was sonstige Neuigkeiten betrifft, muß ich auch noch schreiben, daß sich in der diesjährigen Erntezeit drey junge Mitglieder in unserer Familie eingefunden haben. Nämlich: Marie mit

einem Buben namens Jacob. 8 Tage darauf K. Elisabetha mit einem Mädchen namens Anne. 14 Tage später Johannes seine Frau mit einem Buben namens Jacob. Sie sind alle drei recht gesund und munter. Auch erwarten Johannes und seine Frau jede Woche einen Brief von Ellerstadt. Sie werden die nächste Woche ihr neues Haus beziehen. Es ist jetzt fertig bis zum letzten Mal anstreichen und hat uns diesen Sommer viel Arbeit gekostet. Unsere diesjährige Fruchternte ist wieder gering ausgefallen. Wir hatten nicht eher Regen, bis kurz vor der Ernte und haben somit just eine halbe Ernte gehabt. Aber das Welschkorn ist überaus gut geraten, so daß sich die Schweine ganz behaglich fühlen. Im nördliche Iowa und Illinois ist die Ernte sehr gut gerathen, und 100 Meil westlich in Misouri hats fast gar kein Welschkorn gegeben. Die Schweine werden zu tausenden hierher getrieben zum Mästen. Unser Nachbar Kinzinger von Meisenheim a. B. (ein alter Bekannter von Kuhmanns) hat 1100 Stück in seinem Feld gehabt, welche alle ausgebrochen sind, und haben die ganze Nachbarschaft beunruhigt. Jetzt sind sie dann in Pulaski einquartirt. Der Schweinehandel scheint dieses Jahr sehr lebhaft zu werden. Ich will dir nun weniges über unsre nächste Präsidentenwahl, welche am 6te November stattfindet berichten. Es haben sich diesmal 4 Parteien im Lande gebildet, welche nachfolgende Candidaten für präsident aufgestellt haben. Erstens die National-Demokratie, welche mit Douglas an der Spitze die Volks-Souveränität predigt. Nämlich daß jedes territorium offen sein soll, sowohl für

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Sklavenhalter als Freie, und daß Bürger erst das Recht haben sollen Sklaven auszuschließen oder beibehalten, nachdem das Territorium als Staat aufgenommen ist. Was die Südliche Demokratie (Feuerfresser) mit ihrem Candidat Bregenridge welche nicht nur Sklaverei in neue Territorien einführen will, sondern gesetzlichen Schutz für ihr Sklaveneigenthum verlangt. 3tens die amerikanische Partei oder Natives mit Bell an der Spitze, welche die Fremde hassen, diese verlangen statt 5 Jahr 21 im Land zu sein um wählen zu können. Und endlich 4tens die republikanische Partei mit Abraham Lincoln, welche verlangen daß die Sklaverei nicht weiter ausgebreitet werden soll, sondern soviel als möglich eingedammt und daß alle Menschen gleichen Anspruch auf die Freiheit haben sollen, und jeder Landlose unentgeldlich 160 Acker Congreßland nehmen kann wo er will, welches, wenn er 5 Jahr darauf wohnt, sein Eigenthum nennen kann. Darum Hurah für Lincoln.
Ich will Dir, wenn ich Dir wieder schreibe, ausführlicher über die Präsidentenmacherei schreiben.
Für jetzt will ich schließen.
                           Wir grüßen Euch Alle vielmals


                                   Jacob Dieffenbach

 

                                    Jacob Handrich    (2. Unterschrift)

Als ich diesen Brief fertig geschrieben hatte, ist uns ein Brief aus Ellerstadt zugekommen, worin bemeldet war, daß dich das Schicksal mit dem Tode deiner Frau heimgesucht hat, welches uns alle tief berührte.

 

 

 

(undatierter Beilagezettel)

 

Ich muß dir noch in diesen Zeilen bemerken daß mein Schwager Johann Schmidt die Herausgabe vom Hauße auf mehrere Terminen zu zahlen hat da nun diese kleinen Summen auf Wechsel zu schicken, umständlich erscheinen werden, so ersuche ich dich ihn darum zu fragen, ob er nicht willens wär auf einen Nachlaß das Ganze an dich verabfolgen zu lassen. Sollte er sich nicht dazu verstehen, so laß es gehen bis den letzten Termin.

 

                                                       Jacob Dieffenbach

 

 

(Rückseite)

 

Es könnte nichts schaden, wenn du mir gleich den Wechsel Nr. 2 in 14 Tag später nach schicken würdest, indem man nicht weiß ob eine Unordnung im Postwesen eintreten könnte.

 


 

Fränklin den 4te Aprill 1852

Fränklin den 30. October 1852

Fränklin den 17. Aprill 1853

Fränklin centre den 7ten Januar 1855

Pulaski den 24. Juni 1855

Pulaski, den 24. März 1856

Pulaski den 22 Juli 1856

Pulaski den 3 November 1860

 

 

Transcribed and provided with permission by

Margret & Christian Freitag

 

Dr. Christian H. Freitag

Muehlweg 15

D-78355 Hohenfels

Germany

 

untermdorf1@t-online.de

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